In den letzten dreißig Jahren haben Autochthone an den Parlaments- und Kommunalwahlen teilgenommen. Dazu nutzten sie kulturelle Vereinigungen, um ihre Wahlausschüsse zu organisierten. Im Nachhinein war nicht klar, ob es sich um politische Gruppen oder kulturelle Einrichtungen handelte. Ilona Kanclerz will das endlich ändern und klären.
Im Bewusstsein der Unannehmlichkeiten, die sich aus der Tatsache ergeben, dass Kulturvereine per Definition keine politischen Körperschaften sind, beschlossen einige der schlesischen Verantwortlichen, den Wahlaktivitäten einen fairen Rahmen zu geben. So gründeten Henryk Mercik und Grzegorz Franki 2017 die Schlesische Regionalpartei (ŚPR). Sie sollte eine Plattform der Verständigung zwischen verschiedenen Nichtregierungsorganisationen sein. Die Gründer der Partei versprachen sich, dass sie auch ein Instrument der Interaktion und Integration der autochthonen Wählerschaft werden würde.
In der Zwischenzeit hat die Gründung der Partei zu vielen neuen Spaltungen geführt. Die Schlesische Regionalpartei wurde von Vertretern der intellektuellen und wissenschaftlichen Kreise gegründet. Ihre Vertreter waren auf die soziale und infrastrukturelle Modernisierung der Region ausgerichtet. Die "Ślązacy Razem" sind fast das Gegenteil dieses Milieus. Von konservativen Ansichten geprägt, waren die Mitglieder dieser Gemeinschaft vor allem an der Pflege preußischer Traditionen und dem Gedenken an das schlesisch-deutsche Martyrium interessiert.
Da diese beiden Gruppen diametral entgegengesetzte Vorstellungen von der Rolle der Autochthonen in Schlesien vertraten, war es schwierig, einen Konsens zu finden. Auch persönliche Rivalitäten zwischen den Führern der beiden Gruppen spielten eine wichtige Rolle. Letztendlich war es nicht möglich, bei den Kommunalwahlen 2019 eine gemeinsame Liste zu bilden. Die Stimmen wurden geteilt, und obwohl die kombinierte demokratische Unterstützung beider Gruppen höher war als in den Vorjahren, verloren die schlesischen Gruppierungen ihre Präsenz in der schlesischen Versammlung.
In den folgenden Jahren kam es zu keiner Annäherung zwischen den beiden Parteien. Schlimmer noch: In der Schlesischen Regionalpartei selbst eskalierten die innerparteilichen Auseinandersetzungen. Die Reden des damaligen Parteivorsitzenden Henryk Mercik während der Präsidentschaftswahlen in Ruda O.S. sorgten für Kontroversen. Ohne seine Genossen zu konsultieren, verkündete er seine eigene Unterstützung für den Kandidaten von Recht und Gerechtigkeit (PiS), Marek Wesoły. In der Folge kündigten viele wichtige Mitglieder der ŚPR ihren Austritt an. All dies führte dazu, dass Henryk Mercik am 18. Oktober 2022 von seinem Amt abgerufen wurde.
Die Krise wurde durch formale Probleme weiter verschärft. Die Partei reichte ihren Finanzbericht für 2019 mit einem Tag Verspätung ein, da die Postämter wegen einer Pandemie vorzeitig geschlossen waren. Daher wurde der fertige Bericht erst am nächsten Tag verschickt.
Das Landgericht in Warschau zeigte hier kein Verständnis und verlangte die Entfernung der ŚPR aus dem Register der politischen Parteien. Infolgedessen hörte die schlesische Regionalpartei am 11. Januar 2023 formell auf zu existieren. Die Aktivisten der ŚPR haben sich jedoch nicht mit dieser Situation abgefunden. Die schlesische Jeanne d'Arc, Dr. Ilona Kanclerz, nahm die Sache selbst in die Hand. Trotz ihrer antifeministischen Vorurteile wurde sie am 15. April 2023 zur neuen Parteivorsitzenden gewählt. Und die Partei wurde erneut anerkannt.
Sie setzte sich mehrere Prioritäten. Am wichtigsten war für sie die Beilegung von Streitigkeiten innerhalb der autochthonen Gemeinschaft. Und tatsächlich leitete sie ein Treffen zwischen den Führern der ŚPR und Vertretern des Milieus "Ślązaki Razem" ein. Das Treffen scheint zu einem Durchbruch in diesen Beziehungen geführt zu haben. Es war wichtig, der deutschen Minderheitengemeinschaft die Hand zu reichen. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Versöhnung und Zukunft, Dietmar Brehmer, wurde in den Vorstand der Partei eingeladen. Er soll die Mobilisierung der deutschen Wählerschaft für die schlesische Regionalpartei übernehmen. Außerdem wurde er mit der Aufgabe betraut, die Zusammenarbeit mit Vertriebenenkreisen in der Bundesrepublik aufzubauen. Dies ist ein völlig neues Thema in der Tätigkeit der schlesischen Kreise.
Dr. Ilona Kanclerz bemüht sich um die Verfeinerung des Programms der ŚPR. Sie möchte, dass sich Vertreter der Gemeinschaft auf allen kommunalen Ebenen für ihre Belange einsetzen. Ihr Ziel ist es, die Mitgliederzahl zu erhöhen und die Partei für die oberschlesische Wählerschaft attraktiver zu machen.
Die neue Vorsitzende hat auch die regionalen Strukturen in Ordnung gebracht. Sie hat eine bessere innerparteiliche Kommunikation über die sozialen Medien angeregt. Außerdem richtete sie ein neues Online-Parteiportal ein.
Eine gut funktionierende politische Partei der ŚPR ist auch die einzige ehrliche Lösung für die Verfolgung von Wählerinteressen. Die Vermischung von politischen und kulturellen Aktivitäten kompromittiert nämlich das gesamte Umfeld. Sie führt auch dazu, dass sich viele Autochthone von ihren Vereinen abwenden, weil sie nicht in Prozesse hineingezogen werden wollen, mit denen sie sich nicht identifizieren.
Wir sollten daher Dr. Ilona Kanclerz in ihren Bemühungen um die Integration der autochthonen Bevölkerung unterstützen. Wenn es ihr gelänge, auch die deutschen Gemeinschaften für sich zu gewinnen, wäre allen gedient. Und das wünschen wir natürlich auch der schlesischen Jeanne d'Arc.