Ein Freund vom Eichendorff auf der Versammlung des DFK

Mittglieder des DFK sind kaum an Deutsche Traditionen interessiert

Als in der 90-ger Jahre Jacek Wojciechowicz der Stellvertretender Bürgermeister der Stadt Ratibor wurde, hat er das deutsche Eichendorff Denkmal im Herzen der Stadt wieder aufgebaut. In den folgenden Jahren hatten jedoch seine Nachfolger nicht so viel Verständnis für die Bedürfnisse der Deutschen in Ratibor. Wojciechowicz, der wieder nach 30 Jahren wieder an den Wahlen zum Bürgermeister teilnimmt, möchte auf diese Traditionen zurückgreifen.

jacek wojciechowicz, deutscher freundschaftskreis ratibor
Fot. Natalia Klimaschka

Am Mittwoch, den 17. April 2024, kamen mehrere Menschen zu einem Treffen mit dem Bürgermeister im Saal des DFK  Ratibor. Meisten waren es ältere Menschen. Es ist kein Geheimnis, dass die Gesellschaft der deutschen Minderheit durch das Ausleben von älteren Mitgliedern verschwindet. Die Organisation erlebte ihr größtes Wachstum in den frühen 1990er Jahren. Und jetzt schwindet das Interesse an das Deutschtum. In den besten Jahren die Organisation der deutschen Minderheit in Ratibor zählte bis zu 3.000 Mitglieder. Heute sind es nicht mehr als ein paar Dutzend aktive Mitglieder. 

Ebenfalls nicht förderlich für die Existenz dieser Gemeinschaft ist die seit Jahren betriebene Politik der Eliten der deutschen Minderheit. Sie haben kein Konzept junge Menschen für sich zu gewinnen. Die deutsche Minderheit wird nach wie vor als ein "Geschäft" betrachtet, mit dem man Geld verdienen kann. Sie wird hier nämlich auf ein Produkt reduziert, mit dem sich gutes Geld verdienen lässt. Deshalb gibt es keinen Platz für  andere, junge Menschen. Ähnlich sieht es auch in den Strukturen in Ratibor. Die deutsche Minderheit wird vor unseren Augen langsam von der schlesischen Minderheit absorbiert. Dies zeigt sich deutlich an dem Durchschnittsalter der Teilnehmer des Treffens, zu dem Jacek Wojciechowicz, eingeladen war. 

Heute blickt der Bürgermeister immer noch auf die Zeit, als er das Denkmal des Dichters Joseph von Eichendorff in Ratibor wieder aufgestellt wurde. Er unterstützt die deutsche Minderheit gerne und spricht sich für den erweiterten Deutschunterricht in den Schulen. 

Er sieht die Notwendigkeit mit der deutschen Minderheit zusammenzuarbeiten. 

Bevor Fragen gestellt wurden, stellte Jacek Wojciechowicz seine Pläne vor. Seiner Meinung nach ist es wichtig, junge Menschen zu ermutigen, nach Ratibor zu ziehen, hier zu studieren, zu arbeiten und Familien zu gründen. Wojciechowicz konzentriert sich auch auf das historische Erbe: Er stellte eine Idee für den Umbau des Długosz-Platzes vor. Ein ebenfalls vorrangiges Thema ist seiner Meinung nach der Bau eines Anschlusses an die Autobahn A1, die in Zukunft durch Hohenbirken verlaufen soll. Dies würde Ratibor als Investitionsstandort attraktiver machen.

Leider wurde das Thema möglicher Ideen für die Schaffung interessante kulturelle Projekte und das Gedenken an vergessene, mit der Stadt verbundene Persönlichkeiten,  von niemandem im Publikum angesprochen.

Wojciechowicz erinnerte selbst an die Geschichte des Wiederaufbaus des Eichendorff-Denkmals in Ratibor und wies auf den Bedarf an ähnliche Großprojekten hin. Paradoxerweise ergab sich die absurde Situation, dass der polnische Bürgermeister Wojciechowicz mehr Interesse an der Unterstützung deutscher Kulturinitiativen und der Wiederherstellung der alten Traditionen in Ratibor zeigte, als die Mitglieder des DFK.

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Natalia Klimaschka