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Nur in Oberschlesien war es sicher

Wiedereröffnung der Gedenkstätte für oberschlesische Juden

Nach mehrmonatiger, durch die Pandemie verursachterSchließung wurde am 1. August eine Filiale des Museums inGleiwitz eröffnet, die an die Geschichte der Juden inOberschlesien erinnert. Die Ausstellung zeigt sowohl dasAlltagsleben der Juden vor dem Krieg als auch die Veränderungder politischen Situation Mitte der 1930er Jahre in dieserpreußischen Provinz.

Museum in Gliwice
Foto: Google Street View

Nach mehrmonatiger, durch die Pandemie verursachterSchließung wurde am 1. August eine Filiale des Museums inGleiwitz eröffnet, die an die Geschichte der Juden inOberschlesien erinnert. Die Ausstellung zeigt sowohl dasAlltagsleben der Juden vor dem Krieg als auch die Veränderungder politischen Situation Mitte der 1930er Jahre in dieserpreußischen Provinz. Dank der Genfer Konvention, die bis 1937 in Kraft war und ihreSicherheit und die Möglichkeit der Auswanderunggewährleistete, wurde die Region für mehrere Jahre zu einemMekka für deutsche Juden. Das Gedenkhaus der oberschlesischen Juden bendet sich ineinem mehr als hundert Jahre alten Gebäude, das zunächst alstraditionelles jüdisches Vorbestattungshaus diente. Siefunktionierte in dieser Form bis zum Ausbruch des ZweitenWeltkriegs. Später nutzten die Deutschen das Gebäude alsMilitärlager, und nach 1945 wurden der Friedhof und dasVorbestattungshaus von der Jüdischen Gemeinde in Gleiwitzübernommen. Im Laufe der Zeit wurde das Gebäude immerseltener genutzt, wodurch sich sein Zustand verschlechterte. DieSituation änderte sich 2007 grundlegend, als die JüdischeGemeindees an die Stadt Gleiwitz übergab. Dank derBemühungen des Bürgermeisters wurde 2012 dasVorbestattungshaus restauriert und in eine Zweigstelle desMuseums in Gleiwitz umgewandelt. Die Besucher haben dieMöglichkeit, das restaurierte Vorbestattungshaus, den jüdischenFriedhof und viele Gegenstände und Fotograen aus dem Alltagder Juden in Oberschlesien zu besichtigen. Hier wird auch diebedeutende Rolle Oberschlesiens beim Schutz der Juden vor derantisemitischen Politik der nationalsozialistischen Regierung inden 1930er Jahren erläutert .Das Drama der Juden in Deutschland begann im Frühjahr 1933,als ihre Diskriminierung zu einer ofziellen Politik des DrittenReiches wurde. Anfänglich hatten Juden in Oberschlesien mehrGlück, weil sie hier durch die Genfer Konvention geschütztwaren, die seit dem 15. Mai 1922 in Kraft war. Es wurde für 15Jahre abgeschlossen und gewährte den hier lebenden nationalenMinderheiten, darunter auch den Juden, besondere Rechte.Anfänglich waren sich die Nationalsozialisten ihrer Bedeutungfür die Situation der Juden nicht bewusst. Erst als die Aktionender NSDAP auf dem Völkerbundforum verurteilt und alsvölkerrechtswidrig eingestuft wurden, änderte sich ihre Situationin Oberschlesien völlig.Hans Lukaschek, der ehemalige Präsident der oberschlesischenProvinz, ist zum wichtigsten Fürsprecher der jüdischenGemeinden geworden. Nachdem er von den neuennationalsozialistischen Behörden von diesem Posten entferntworden war, eröffnete er seine eigene Anwaltskanzlei undspezialisierte sich auf die Verteidigung von Vertretern jüdischerGemeinden. Ihm ist es vor allem zu verdanken, dass daspreußische Oberschlesien für die wenigen Jahre bis 1937 zumsichersten Ort im Reich für Juden wurde.All dies macht die Geschichte der Juden in Oberschlesienbesonders interessant. Umso mehr lohnt sich der Besuch desMuseums in Gleiwitz, das sich der Erforschung und demGedenken an die Geschichte der Juden in Oberschlesien vomMittelalter bis zur Gegenwart widmet. Das Museum ist auch einOrt des Dialogs zwischen verschiedenen Kulturen, Religionenund Nationen. Sie organisiert Treffen und Debatten über dieGeschichte der Gemeinschaften, die einst in Oberschlesienlebten.

Ryszard Danielczyk

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Ryszard Danielczyk