Aus Enttäuschung über die unterschiedlichen autochthonen Organisationen haben einige Gruppen von Jugendlichen beschlossen, eine unabhängige Jugendorganisation Regios zu gründen. Sie widmet sich einer holistischen Betrachtung der Regionalen Geschichte mit einem besonderen Schwerpunkt auf die Kaiserzeit. Sie sind jedoch keineswegs bereit, sich der offiziellen deutschen Minderheitenorganisation zu unterwerfen.
Regios entstand im Juni 2021 und ist in den Woiwodschaften Oppeln und Schlesien tätig. Einer der führenden Köpfe der Organisation ist Dr. Tomasz Hutsch aus Rosenberg. Er ist ebenfalls ein Mitglied des DFK (TSKN/VDG). Nach den Worten von Dr. Hutsch: "Wir haben uns als Jugendbewegung organisiert. In verschiedenen Organisationen erlebten wir einen Marasmus und einen Mangel an Bereitschaft, die jüngere Generation anzuhören. Darüber hinaus war die Abwesenheit eines langfristigen Handlungskonzepts und die Arroganz, die von anderen Organisationen ausging, der Anstoß zur Gründung von 'Regios'." Dr. Hutsch meint: "Die Mitglieder sind in der Regel zwischen 23 und, sagen wir mal, 34 Jahre alt, wobei ich selber wohl der Älteste bin. Aber das Durchschnittsalter ist eigentlich unter 30". Die Regios ist keine Massenorganisation. Dr. Hutsch sieht auch keinen Sinn darin, eine Organisation zu gründen, die möglichst viele Mitglieder sammelt, und setzt lieber auf engagierte, mutige junge Autochthonen.
Es sind junge Menschen, die auch bei der deutschen Minderheit tätig sind. Bei den DFK fühlen sich aber meistens nicht verstanden. Ihre Vorstellung von der schlesischen Identität wird dort nicht akzeptiert. Viel mehr fühlen sie sich der Organisation von Prof. Jerzy Gorzelik verbunden.
Der Grund für die Missverstandnisse mit der TSKN im Oppelner Schlesien sind identitätsbezogene Aspekte. Die offizielle Minderheitenorganisation besteht darauf, eine nationale Identität aufzubauen und gibt sich eindeutig als Deutsche zu erkennen. Für die Regios ist das Problem viel komplexer.
Dr. Hutsch beruft sich auf den deutschen Begriff der Heimat als einen historisch geformten Raum. Noch im 19. Jahrhundert bestand Deutschland aus Dutzenden kleinen und großen Staaten wodurch das regionale Denken in der deutschen politischen Kultur sehr stark ausgeprägt ist. Dr. Hutsch sieht Schlesien als das geistig autarke Zentrum der Welt. Allerdings ist es ihm bewusst, dass dies ein abstrakter Raum ist, der nur in den Köpfen der Autochthonen existiert.
Dr. Hutsch spricht von dem transgenerationalen Erbe der regionalen Identität als Grundlage für ihre Gestaltung. In seinem Konzept ist das Zuhause die Grundlage für die Identitätsbildung, nicht nationale Denkmäler oder politische Mythen. Daher ist die deutsche Sprache, die im familiären Umfeld kaum verwendet wird, für die Identitätsbildung von zweitrangiger Bedeutung.
Er ist sich auch bewusst, dass seine Forderungen aus einer ethnozentrischen Perspektive völlig unverständlich klingen können..
Dieses Konzept hat auch politische Auswirkungen. Dr. Hutsch sieht Europa als ein Mosaik von Regionen, unabhängig von der nationalen Aufteilung. Und diesen Regionen würde er gerne eine deutlich größere Bedeutung beimessen, als dies heutzutage der Fall ist. Er träumt von einer Euroregion Schlesien, die sich von der Tschechischen Republik bis nach Sachsen erstreckt.
In diesem Sinne befindet er sich in Opposition zu vermutlich allen politischen Parteien, für die das Staatsdenken der Ausgangspunkt jeglichen politischen Vorgehens ist.
Regios möchte den Senat in einen Rat der Regionen nach dem Vorbild des deutschen Bundesrates umgestalten. Dies würde den Regionen eine größere Gestaltungsfreiheit einräumen. Er spricht sich für eine sehr weitreichende Dezentralisierung aus.
Dr. Hutsch weist darauf hin, dass Oberschlesien als Ganzes wahrscheinlich das am schnellsten entvölkerndes Gebiet in Polen ist. Vor allem junge, gut ausgebildete Menschen ziehen weg, und diejenigen, die theoretisch das meiste für die Region tun könnten, verlassen auch ihre Heimat.
Die Tätigkeit der Regios ist nicht nur von theoretischen Überlegungen geprägt. Angetrieben von der Vision, länderübergreifende Regionen zu schaffen, bemühen sie sich um die Umsetzung gemeinsamer Projekte mit dem Bundesland Sachsen. Dabei versuchen sie, sowohl mit der sorbischen Minderheit, als auch mit den polnischen Gemeinden Kontakte zu knüpfen. Regios sieht diese Gemeinschaften als wichtige Partner im Prozess der Schaffung der Euroregionen.
Sogar wenn Regios nicht die Unterstützung der Oppelner TSKN-Elite findet, funktioniert die Zusammenarbeit auf der Ebene der DFK-Kreise sehr gut. Gemeinsam mit dieser Organisation wurde in Guttentag ein Seminar über die Pionierarbeit von Graf Friedrich von Reden organisiert, der einer der wichtigsten Vorläufer der Industrialisierung in Oberschlesien war. ,Regios organisiert Treffen zu regionalen Themen in der Bibliothek in Rosenberg und arbeitet mit dem Polin-Museum zusammen.
Außerdem organisierte sie gemeinsam mit der TSKN in der Woiwodschaft Schlesien ein regionales Seminar namens "Regionen sind die Zukunft Europas ", an dem namhafte wissenschaftliche Persönlichkeiten teilnahmen. Dr. Hutsch hält dieses Seminar für die größte organisatorische Leistung der Regios.
Ein großes Hindernis für die dynamische Entwicklung der Regios sind zweifellos Probleme bei der Beschaffung von Finanzmitteln. Durch den Versuch, die deutsche Minderheit und die schlesische Bewegung zu vereinen, sind die Möglichkeiten Mittel für Aktivitäten zu Beschaffen begrenzt. Die Chancen, Gelder von der deutschen Regierung zu erhalten, sind gering, und die schlesische Bewegung verfügt im Allgemeinen über keine anderen Mittel als Spenden.
Trotzdem wollen die Regios konsequent ihre Konzepte zur Integration der beiden bisher getrennten autochthonen Fraktionen durchsetzen. Wenn die deutsche Minderheit ihr fanatisches Dogma von der metaphysischen Bedeutung der deutschen Sprache aufgibt und die schlesische Gemeinschaft sich noch weiter für Elemente der deutschen Kultur öffnet, werden sie sich genau bei den Regios treffen.