Die Alternative für Deutschland (AfD) ist eine Partei, deren Mitglieder sich offen auf die nationalsozialistische Tradition berufen. Man könnte darüber lachen, wenn die AfD nicht die stärkste politische Partei in der ehemaligen DDR wäre. Die Autochthonen haben die Instrumente, um sich diesem beschämenden Trend entgegenzustellen.
Die Parteivorsitzende der AfD, Alice Weidel, hält ihre Gruppierung für die größte Kraft in der "Mitte" Deutschlands. Damit meint sie die Gebiete der ehemaligen DDR. Diese Aussage enthält die ausdrückliche Andeutung, dass es auch ein Ostdeutschland gibt, das sich im heutigen Polen befindet. Das ist keineswegs ein Versprecher, denn Weidel sagt ganz offen, dass es „deutsche“ Gebiete östlich der Oder gibt.
Solche Aussagen sind kein Zufall. Einer der früheren AfD-Politiker behauptete, der Molotow- Ribbentrop-Pakt sei die richtige Entscheidung Stalins gewesen. Er sei dazu durch die Vorkriegspolitik Polens gezwungen worden. Die polnische Republik sei "ein Faktor, der die europäische Zwischenkriegsordnung destabilisiert hat". Da wäre es nur noch ein kleiner Schritt zu machen und den deutschen Angriff auf Polen 1939 zu begrüßen.
Über solchen Unsinn könnte man nur mit den Schultern zucken, wären da nicht die Ergebnisse von Umfragen zu politischen Parteien in Deutschland. Sie zeigen, dass die AfD von 36% der Wähler in der ehemaligen DDR unterstützt wird. Das bedeutet, dass die Partei in diesen Bundesländern doppelt so viel Unterstützung bekommt, wie die regierende SPD. Vor paar Tagen wurde Robert Sesselmann, ein treuer Anhänger von Björn Höcke, zum Landrat von Sonneberg gewählt.
Aber das ist keineswegs nur ein ostdeutsches Problem. Die AfD ist auch in den westlichen Bundesländern eine starke politische Kraft. Im gesamten Bundesgebiet erreicht sie 18% und hat damit den gleichen Rückhalt wie die Regierungspartei SPD. AfD will jetzt sogar einen eignen Kanzlerkandidaten stellen.
Das ist vor allem für die CDU ein Problem, denn sie ist die Partei, der die AFD vor allem Stimmen abnimmt. Und die CDU hat keine Ahnung, wie sie diesem Trend begegnen soll. Paradoxerweise nimmt die rechte AfD auch der Partei Die Linke, die gewissermaßen die Erbin der ehemaligen kommunistischen Partei der DDR ist, am meisten Stimmen weg. Die Anziehungskraft der AfD ist so groß, dass die Linke die 5-Prozent-Hürde in Zukunft wohl nicht mehr erreichen und aus dem Bundestag verschwinden wird. Dies ist ein erstaunliches Beispiel dafür, wie fließend die Grenzen zwischen eindeutig rechten und linken Gruppen sind.
Die mittlere Generation der Autochthonen kann sich noch gut an die Stimmung in der ehemaligen DDR nach 1989 erinnern. Es fällt nicht schwer, sich an die Verachtung zu erinnern, mit der alle, die ein polnisches Autokennzeichen hatten, behandelt wurden. In den folgenden Jahrzehnten hat sich die Situation stark verändert, und die Autochthonen in den neuen Bundesländern inzwischen als gleichberechtigte Partner behandelt werden.
Der Erfolg der AfD mit ihrem nationalistischen Programm könnte diese Stimmung schnell ändern. Dies stellt nicht nur eine Gefahr für die deutsch-polnischen Beziehungen dar, sondern auch für die normalen zwischenmenschlichen Kontakte. Die AfD ist eine Bedrohung sowohl für die sozialen als auch die beruflichen Beziehungen.
Das deutsche Recht sieht vor, dass im Ausland lebende Bürger aktiv an Wahlen teilnehmen können. Die überwiegende Mehrheit der Autochthonen besitzt dieses Recht und kann aktiv an der Bundestagswahl teilnehmen. Dieses Recht ist unbestritten. Voraussetzung für die Teilnahme an der Bundestagswahl ist die Auswahl eines Wahlkreises in Deutschland, in dem man wählen möchte. Diese Wahl muss mit einem Bezug zur gewählten Region begründet werden.
Für Autochthone wäre der naheliegendste Wahlbezirk der westliche Teil des historischen Schlesiens, der in der Bundesrepublik liegt. Das wären die deutschen Kreise westlich von Görlitz. Also dort, wo die AfD-Partei am stärksten ist.
Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte können die Autochthonen beginnen, ihre Interessen in Deutschland aktiv zu vertreten und zu verteidigen. Und der Stimmzettel ist eine wirksame Waffe, die sie dabei einsetzen sollten.