25.9.2022
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Wahlen beim BJDM

Damit junge Menschen stolz auf ihre Identität sind!

Als im Sommer 1992 der Bundesjugendverband der Deutschen Minderheiten (BJDM) gegründet wurde, war die Begeisterung groß. Die Menschen, die sich damals in der VdG-Aula versammelten, glaubten, sinnvolle Kulturprojekte zu schaffen, träumten von einer Jugendbegegnungsstätte und deutschsprachigen Internaten. Diese Pläne waren weit davon entfernt, verwirklicht zu werden. So gab es zum Beispiel keine größere kulturelle Initiative innerhalb der Organisation, die junge Menschen dazu motiviert hätte, ihre Besonderheit öffentlich zu demonstrieren.

Der Bundesjugendverband der Deutschen Minderheiten (BJDM) ist die Organisation, in der die neue Generation von Minderheitenangehörigen heranwachsen soll. Es soll Schüler und Studenten mit einheimischem Hintergrund zusammenbringen und formen. Sie sind es, die später die Verantwortung für die Strukturen der Organisation übernehmen und eine wichtige Rolle in den lokalen Regierungsstrukturen spielen werden. Und hier hat der BJDM tatsächlich einige Erfolge erzielt. In den heutigen Strukturen der Minderheitenorganisation waren die meisten Aktivisten der mittleren und jüngeren Generation in der Vergangenheit in irgendeiner Weise mit dem BJDM in Berührung gekommen. 

Die Gründer des BJDM gingen ferner davon aus, dass eines der Hauptziele der Organisation darin bestehen würde, sich für die Verbreitung der deutschen Sprache in Oberschlesien einzusetzen. Heute ist eine Generation von Kindern der Gründer in die Strukturen der Organisation eingebunden. Doch selbst die Sitzungen der Führungselite der Organisation finden häufig in schlesischer Sprache statt. Dies ist angeblich kein gutes Zeichen für den Zustand der Organisation. 

In den Träumen der Gründer des BJDM sollte es auch eine Plattform für die Schaffung anspruchsvoller kultureller Initiativen und künstlerischer Aktivitäten sein. In diesen 30 Jahren hat der BJDM jedoch keine bedeutende kulturelle Initiative ins Leben gerufen, die zu einem Schaufenster für die gesamte Minderheitengemeinschaft werden könnte. Eine Initiative, mit der sich die Jugendgemeinschaft identifizieren kann. Und das scheint einer der Hauptgründe zu sein, warum sich kaum jemand an den Aktivitäten der Organisation beteiligen will. Und schon gar nicht sehen junge Einheimische die Zugehörigkeit zum BJDM als eine Möglichkeit, vor ihren polnischen Freunden in der Schule damit anzugeben. 

Der Mangel an kreativen Ideen wird durch die Schwerfälligkeit der Verwaltungsstrukturen der Gemeinschaft noch verstärkt. In diesem Zusammenhang war die Strategie der Führung der Organisation, sogar Basisinitiativen von Jugendlichen bewusst auszuschließen, absurd. Vor einigen Jahren wurde in Deschowitz ein BJDM-Kreis gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat, eine Reitgruppe zu gründen, die in den Farben des BJDM auftritt. Die jungen Leute, die perfekt Deutsch sprachen, wollten als BJDM Reitwettbewerbe veranstalten. Sie hatten die Pferde und das Fachwissen, um dies zu tun. Eine der Gründerinnen dieser Initiative war ihrerzeit polnische Vizemeisterin im Dressurreiten. Obwohl auch sportliche Aktivitäten zu den wichtigen Zielen des Verbandes gehörten, blockierte die damalige BJDM-Vorsitzende Katrin Koschny diese Initiative bewusst. Heute ist es schwierig zu beurteilen, ob es sich dabei eher um Fahrlässigkeit oder um eine vorsätzliche Handlung handelte. 

Man könnte sogar den Eindruck gewinnen, dass sich die Hauptaktivitäten der BJDM auf die gemeinsame Freizeitgestaltung von deutschem Geld konzentrieren. Dass ihre Mitglieder ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich der Unterhaltung widmen und dass nicht viel mehr dahintersteckt. 

Das Hauptproblem scheint im Fehlen einer überzeugenden Definition des Begriffs "Deutschtum" zu liegen. Es kann sich nicht um eine Identität aus der schändlichen Nazizeit handeln. Das ist offensichtlich. Aber sie kann kein künstlicher Klon der Identität einer modernisierten, hedonistischen westdeutschen Gesellschaft sein. Eine von protestantischen Traditionen geprägte Gesellschaft. Gemeinsame Wurzeln könnten vielleicht eher im katholischen Bayern oder Österreich gesucht werden. Aber das wäre ziemlich halsbrecherisch. 

Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn man versuchen würde, sie unter Bezugnahme auf regionale, schlesische Traditionen aufzubauen. Aber die Traditionen, die seit vielen Jahrhunderten von deutschem Einfluss geprägt sind. Vielleicht eröffnet diese Sichtweise die wichtige Perspektive, eine Symbiose von Deutschtum und Schlesiertum zu schaffen. Ein solches ideologisches Konstrukt würde auch die Möglichkeit bieten, eine ganze Reihe neuer Mitglieder zu gewinnen. Doch ohne eine ehrliche Debatte über die Grundlagen der Identität ist nicht nur der BJDM, sondern die gesamte deutsche Minderheitenorganisation dem Untergang geweiht. 

Wir haben den Präsidenten des BJDM, Oskar Zgonina, gebeten, auf die in dem Text enthaltenen Thesen zu antworten. Der Präsident antwortete, er sei mit dem Text nicht einverstanden, wolle aber zu den darin aufgeworfenen Fragen nicht Stellung nehmen. 

Der oben dargestellte Text wurde vor dem 23.09.2022 verfasst. 

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BJDM-Wahlen 

Am 24.09.2022 fand in Turawa die Wahl des neuen BJDM-Vorstandes statt. Seine Vorsitzende war Weronika Koston. Als weitere Mitglieder des Vorstands wurden Antonia Buhl, Joanna Ratuszny, Andrea Pownuk, Patryk Lisek, Lukas Czellnik, Dominik Duda, Marek Ozimek, Daria Kulik

Wir wünschen den Mitgliedern des neuen Verwaltungsrats Entschlossenheit in ihrem Bemühen, sich in dem Land verwurzelt zu fühlen, in dem ihre Vorfahren seit Hunderten von Jahren gelebt haben. Wir wünschen ihnen, dass sie aus ihrer Geschichte Weisheit und Kraft schöpfen. Wir wünschen ihnen, dass sie Initiativen ergreifen, die auch den Respekt ihrer polnischen Nachbarn gewinnen werden.

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