Das Ausmaß der Schäden, die das Dritte Reich während der Besatzungszeit in Polen angerichtet hat, ist schwer zu beschreiben. Dies waren Verbrechen nicht nur gegen das Leben einzelner Bürger, sondern auch gegen die Zerstörung der materiellen Kultur. Es ist eine Hypothek, die auf aufeinanderfolgende Generationen von Deutschen fällt. Und in der Tat gibt es in der Bundesrepublik Menschen, die sich, geleitet von der Scham über die Verbrechen der Generation ihrer Großeltern, immer noch für das damals begangene Unrecht verantwortlich fühlen.
Das Ausmaß der Schäden, die das DritteReich während der Besatzungszeit in Polen angerichtet hat, ist schwer zubeschreiben. Dies waren Verbrechen nicht nur gegen das Leben einzelner Bürger,sondern auch gegen die Zerstörung der materiellen Kultur. Es ist eine Hypothek,die auf aufeinanderfolgende Generationen von Deutschen fällt. Und in der Tatgibt es in der Bundesrepublik Menschen, die sich, geleitet von der Scham überdie Verbrechen der Generation ihrer Großeltern, immer noch für das damalsbegangene Unrecht verantwortlich fühlen. Zu ihnen gehört Manuel Sarrazin, derin den letzten Tagen eine neue Initiative zur Wiedergutmachung der in Polenangerichteten Schäden vorgestellt hat. Zwischen den Regierungen Polens undDeutschlands und den Parlamenten beider Länder, gibt es seit langem einenStreit. Die polnische Seite fordert von der Bundesrepublik eine Entschädigungfür die während des Krieges in Polen entstandenen Schäden. Die Regierung inBerlin ist dagegen der Meinung, dass der Fall sowohl politisch als auchrechtlich deØnitiv abgeschlossen sei. Diese Auffassung beruht auf einemGutachten, das von einer Gruppe von Juristen und Historikern im Auftrag desBundestages erstellt wurde. In den vergangenen Tagen wurde die Haltung derRegierung in Berlin von einem Vertreter der Oppositionspartei Die Grünen,Manuel Sarrazin, kritisiert. Er ist der Meinung, dass man sich nicht arrogantweigern kann, über ein Thema zu sprechen, das aus der Sicht von 58% der Polenwichtig und offen ist. Sarrazin, der auch Vorsitzender der deutsch-polnischenParlamentsfraktion ist, hält diese Position nicht nur für moralischinakzeptabel, sondern auch für schädlich für die gegenseitigen Beziehungen.Deshalb fordert er, dass die Gespräche über dieses Thema in einer Atmosphäreder Freundlichkeit und des Verständnisses für die Erwartungen der polnischenSeite geführt werden. Manuel Sarrazin hat seinerseits eine Reihe vonVorschlägen gemacht, die dieses Problem lösen könnten. Und seine Vorschläge sindauch für die Autochthonen von Interesse. Er ist der Ansicht, dass es immer nochmehrere Gruppen von Opfern gibt, die noch keine Entschädigung erhalten haben.Einer von ihnen wären die Vertreter der deutschen Minderheit aus derVorkriegszeit, die sich dem Nationalsozialismus wiedersetzten. Einige von ihnenwurden nach dem 1. September 1939 auf der Grundlage von Listen desReichssicherheitsamtes (RSHA) ermordet. Viele schlesische Aufständischeerlebten, also auch Autochthonen, ein ähnliches Schicksal. Sarrazin ist derAnsicht, dass die Familien dieser Opfer eine Entschädigung erhalten sollten.Diese Regelung sollte auch für Kinder von hingerichteten Partisanen und Geiselngelten. Der Politiker die Grünen schlägt außerdem die Einrichtung einesspeziellen Sozialfonds vor, um die ärztliche Behandlung von Menschen zuØnanzieren, die einst unter der deutschen Besatzung gelitten haben. Amwichtigsten scheint für Manuel Sarrazin jedoch der Vorschlag zu sein, einenFonds zur Unterstützung des polnischen Kulturlebens einzurichten. Schließlichwar es das erklärte Ziel der Besatzungsbehörden, sie zu zerstören. Sie setztenauch die Plünderung ihrer Güter durch. Daher scheint Sarrazin die Unterstützungder polnischen Kultur besonders wichtig zu sein. Manuel Sarrazin Die Grünenwürde sich besonders über eine, große Kulturinitiative von internationalerReichweite freuen. Er präzisiert diese Idee jedoch nicht weiter. Sarrazin DieGrünen ist überzeugt, dass die deutsche Gesellschaft noch eine Hypothek zubezahlen hat. Man kann sich vorstellen, dass die Vorschläge Sarrazins inrechtsliberalen Kreisen in Deutschland keine Begeisterung auslösen.