Carl Ulitzka sollte heimkehren!

Die Einwohner von Ratibor wollen an den Geistlichen erinnern

Carl Ulitzka war die größte moralische und politische Autorität in Oberschlesien während der Zwischenkriegszeit. Als Vorsitzender der Oberschlesischen Zentrumspartei prägte er lange Zeit das regionale Leben entscheidend mit. Zweimal wurde er in Exil geschickt. 1939 wurde er von der Gestapo und 1945 von den neuen Machthabern aus seiner Gemeinde vertrieben. Heute fordern die Ratiborer Eliten, dass sein Grab in seinen Heimatort verlegt wird.

Carl Ulitzka geschichte schlesiens ratibor
Aus dem Archiv von Prof. dr. habil. Konrad Glombik

Die Erinnerung an Carl Ulitzka (1873-1953) ist in Ratibor immer noch lebendig. Im ältesten Viertel der Stadt, Altendorf, wo der Prälat Pfarrer war, wird oft an ihn erinnert. Er war ein warmherziger Geistlicher und ein hervorragender Verwalter, der nicht nur Kirchen, sondern auch viele öffentliche Gebäude errichtete. 

In den letzten Jahren ist er auch zum Interesse Gegenstand der Historiker geworden. Während des Plebiszits war Carl Ulitzka einer der wichtigsten Köpfe des Deutschen Kommissariats, wenn auch nur inoffiziell. Er war auch ein unermüdlicher Befürworter des Konzepts der Schaffung eines völlig souveränen, sowohl vom Deutschen Reich als auch von Polen unabhängigen Staates Oberschlesien. Dieser Staat sollte allen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, offen stehen. Er sollte kulturelle und sprachliche Rechte garantieren. Carl Ulitzka ging es vor allem darum, die Unabhängigkeit von den zentralen Machtzentren und mehr Entscheidungsrechte für die Region zu erlangen. Aufgrund der natürlichen Ressourcen des Gebiets wollten weder die Polen noch die Deutschen dieser Lösung zustimmen. 

Ein Kompromiss wurde erreicht durch die Einigung über die Schaffung einer neuen, unabhängigen Provinz Oberschlesien mit der Hauptstadt Oppeln. In Ratibor gebe es dann den Sitz eines Provinzparlaments. Die Schaffung einer weitgehend unabhängigen Provinz ist ebenfalls auf eine Initiative von Ulitzka zurück zu folgen. 

Auch später setzte er sich als Mitglied der katholischen Zentrumspartei für den Schutz der polnischen Kultur und Sprache ein. Während der NS-Zeit galt Ulitzka als "Vaterlandsverräter". Und wurde dann tatsächlich 1939 wegen seinen polnischsprachigen Gottesdiensten von der Gestapo deportiert. 

Auf tragische Weise wurde dieser konsequente Verteidiger des Polentums jedoch 1945 von polnischen Patrioten aus Ratibor vertrieben. Vertrieben unter Todesdrohung wurde er gezwungen, diejenigen, die ihm am nächsten standen, nämlich die Gemeindemitglieder der St.-Nikolaus-Kirche, mit schmerzendem Herzen für immer zurück zu lassen. Er starb einige Jahre später in Berlin. Bis heute wird Ulitzka zu Unrecht als Germanisierer angesehen.

Einer der Nachfahren der Gemeindemitglieder vom Altem Dorf ist der Pfarrer Prof. Dr. Konrad Glombik. Seit vielen Jahren setzt er sich für die Anerkennung von Pfarrer Ulitzka ein. Jahrelang hatte der Priester erfolglos versucht, die Kreuzung, die später den Namen "Solidaritätskreisel" erhielt, nach Ulitzka zu benennen. Nach der Premiere der Filme von Adrian Szczypiński, die einem breiteren Publikum die Lebensgeschichte von Pfarrer Ulitzka hervor übte, wurde dem Anliegen ein wenig Aufmerksamkeit verschaffen. Die Filme wurden später zur Inspiration für eine wissenschaftliche Konferenz über diesen Politiker und Geistlichen, die im Oktober letzten Jahres im Museum von Ratibor stattfand.

Zur Ehre des 150. Geburtstages von Ulitzka und seines 70. Todestages im vergangenen November initiierte Konrad Glombik die Gründung eines Bürgerkomitees zur Erinnerung an Carl Ulitzka. Das bringt jetzt lokale Bürger zusammen, unter welchen sich Wissenschaftler, Beamte, Stadträte, Kulturschaffende und Geistliche befinden.

In den Beschlüssen des Komitees zur Ehrung von Pfarrer Carl Ulitzka sind zwei Schwerpunkte hervorzuheben. Einer von denen ist die Schaffung eines Platzes mit einer Skulptur, die dem Namen und dem Andenken des Pfarrers gewidmet wird. Zum anderen will das Komitee den letzten Wunsch von Ulitzka erfüllen, nämlich in Oberschlesien begraben zu sein. Das Komitee bemüht sich daher um die Überführung seiner Asche von Berlin nach Ratibor. Dies wäre auch ein Anlass für eine feierliche Beisetzung unter der Beteiligung aller Altstädter Gemeindemitglieder.

Es wäre wohl nicht übertrieben zu sagen, dass Ulitzka der bedeutendste Ratiborer des 20. Jahrhunderts war. Dies gilt umso mehr, als er sein Leben riskierte, als er während der Nazizeit seine Messen in Polnisch führte. In diesem Sinne ist er ein großes Symbol für die deutsch-polnische Versöhnung.

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Natalia Klimaschka