Der erste deutscher Philosoph war ein Schlesier

Eine Ausstellung zu Ehren von Jacob Böhme in Görlitz

Der aus Seidenberg bei Görlitz stammende Jacob Böhme war der erste bedeutende deutsche Denker, der in deutscher Sprache schrieb. Er gilt daher als der Vater der deutschen Philosophie. Böhme wurde wegen seiner Ansichten mehrmals in Haft genommen. In seiner Heimatstadt wurde eine Ausstellung eröffnet die den Titel „Lilienzeit. Der mystische Philosoph Jacob Böhme und die Erneuerung der Welt“ trägt. Die Ausstellung präsentiert das Werk dieses herausragenden Denkers.

Jacob Boehme, Jacob Bohme

Das Schlesische Museum zu Görlitz organisierte gemeinsam mit dem Verband der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eine Ausstellung, die diesem herausragenden Schlesier gewidmet ist und den Titel „Lilienzeit. Der mystische Philosoph Jacob Böhme und die Erneuerung der Welt“ erhielt. Teile dieser Ausstellung waren bereits in Dresden, Amsterdam und im britischen Coventry zu sehen. 

Böhme wurde 1575 in einer einfachen Bauernfamilie in Seidenberg bei Görlitz geboren. Da er als körperlich schwach galt, gaben seine Eltern ihn einem Schuhmacher zu Ausbilden. Dies war auch der Beruf, den er in den nächsten Jahren seines Erwachsenenlebens ausübte. Als absoluter Autodidakt, ohne Kontakt zu einer intellektuellen Elite, eignete er sich in den Abendstunden ein außergewöhnliches philosophisches Wissen an. Hegel bezeichnete ihn als den ersten deutschen Philosophen, weil er als erster seine Gedanken in der deutschen Sprache formulierte. Seine außergewöhnliche Gelehrsamkeit sorgt bis heute für Bewunderung. Im Laufe der Zeit begann er, seine Gedanken aufzuschreiben, hatte aber zunächst gar nicht die Absicht, sie zu veröffentlichen. Durch Zufall gelangten die Texte in die Hände eines seiner Freunde, der sie mehreren Personen zeigte. Seine Notitzen erregten Aufsehen und lösten einen Skandal aus. Schließlich ließ sich Böhme dazu überreden, die Werke im Druck zu veröffentlichen. Seine erste philosophische Abhandlung hieß „Aurora oder Morgenröte im Aufgang“ und wurde 1612 veröffentlicht. 

Beeinflusst vom Neuplatonismus vertrat Böhme seine pantheistischen Ansichten, die sowohl mit dem Katholizismus als auch mit dem Protestantismus in Konflikt standen. Im Mittelpunkt seines philosophischen Denkens stand die Natur als Teil des göttlichen Wesens und als Quelle der Macht. Er forderte die Gleichheit der Religionen und die Gleichheit zwischen Männern und Frauen. Dies war zu seiner Zeit eine Sensation und ein Skandal zugleich. Über Jahrzehnte hinweg beeinflussten seine Ansichten Literatur, Philosophie, Religion und Kunst nicht nur in Deutschland selbst, sondern auch in den Niederlanden und England. Seine Gedanken inspirierten noch Menschen Jahrhunderte später. Man sagt, dass seine Gedanken ein wichtiger Impuls für die Entstehung der abstrakten Kunst und der modernen Literatur waren. 

Böhme selbst wurde wegen seiner Ansichten verhaftet. Nach seinem Tod im Jahr 1624 verursachte er immer noch eine solche Kontroverse, dass sein Grab geschändet wurde. Aber andererseits hatte er eine große Anzahl an Unterstützern.

Die Ausstellung zeigt sowohl die von Böhme inspirierten geistigen Strömungen als auch die Meinungen seiner Gegner.  Die Ausstellung ist so aufgebaut, dass sie die besonderen Verbindungen zu seinem Heimatland hervorruft.   Sie hat einen multimedialen Charakter, zeigt aber auch reale Objekte. 

Dazu gehören 45 Leihgaben aus der Oberlausitzer Bibliothek. Die Ausstellung umfasst ebenfalls Drucke aus dem Besitz der Stadt Görlitz. Diese Kombination aus multimedialen Artefakten und realen Exponaten trägt dazu bei, dem Interessierten, die Welt dieses außergewöhnlichen schlesischen Denkers überzeugend nahe zu bringen.

Die Ausstellung über den bedeutendsten Bürger von Görlitz ist zweisprachig, deutsch und polnisch. Sie wurde vom deutschen Außenministerium mitfinanziert. Sie kann bis zum 2. Februar 2025 besichtigt werden. 

Es ist zu hoffen, dass diese zweisprachige Ausstellung mit der Zeit auch ihren Weg nach Oppeln oder Kattowitz findet, um zum Nachdenken über die Bedeutung Schlesiens für die europäische Kultur anzuregen.

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Sebastian Fikus