Viele Kinder auf der ganzen Welt haben noch nie von der niederschlesischen Stadt Liegnitz gehört. Doch die Liegnitzer Bombe ist für viele von ihnen bis heute das am sehnlichsten erwartete Weihnachtsgeschenk. Er wurde 1853 von einem örtlichen Konditor aus Liebe zu einer Bäckertochter erfunden.
Um 1853 verliebte sich ein Bäckerlehrling unsterblich in die Tochter des Besitzers der Konditorei, in der er arbeitete. Das resolute Mädchen, das ihren Verehrer loswerden wollte, stellte ihm eine Aufgabe, die unmöglich schien. Sie versprach ihm, seine Frau zu werden, wenn er etwas erfinden würde, das Liegnitz in ganz Europa berühmt machen würde. Der verliebte Bursche war untröstlich. Aber er erinnerte sich an die Legenden, die ihm seine Tante aus Schreiberhau erzählt hatte. Diese Verwandte erzählte ihm, dass im Riesengebirge ein guter Berggeist namens Rübezahl lebte. Es hieß, er sei bereit, Menschen zu helfen, die ihn darum baten. Ein entschlossener Geselle machte sich auf den Weg ins Riesengebirge, um Rübezahl zu suchen. Erschöpft von der langen Wanderung, schlief er irgendwo im Wald ein. In seinem Traum besuchte ihn Rübezahl und verriet ihm das Rezept für eine ganz neue Art von Lebkuchen. Es sollte ein großer Lebkuchen sein, eine Art Babka, gefüllt mit Marzipan, Rosinen, kandierten Kirschen und Orangenschalen.
Das Rezept wurde ein absoluter Hit, der die Bäckerei von Eduard Müller in der Frauenstrasse 64 (heute ulica Najswietszej Marii Panny) bald zur bekanntesten Adresse in Lignitz machte. In kurzer Zeit wurden die Lebkuchen im gesamten damaligen Preußen berühmt. Der Bäckerlehrling bekam, was er wollte, und die Bäckerstochter wurde seine Frau.
Das Patent für das Lebkuchenrezept wurde schließlich 1884 von einem anderen Liegnitzer Konditor, Franz Mayenburg, gekauft, und der Lebkuchen wurde in industriellem Maßstab hergestellt. Hier wurden täglich 10.000 Lebkuchen gebacken, verpackt und in ganz Europa vertrieben. Die Liegnitzer Bomben wurden zum Traum-Weihnachtsgeschenk von Generationen von Kindern.
Die weihnachtliche Liegnitzer Bombe wurde zu einem Symbol der Stadt. Jeder, der hierher kam, nahm einen Lebkuchen als Geschenk für seine Familie mit.
Nach 1945 flohen die bekannten Liegnitzer Konditoren oder wurden zwangsumgesiedelt, genau wie die übrigen Bewohner des ostdeutschen Grenzgebiets. Die wenigen verbliebenen Einwohner von Liegnitz backten sie noch zu Hause. Und wieder geschah etwas Ungewöhnliches. Liegnitz war viele Jahre lang das Zentrum der russischen Militärpräsenz in Polen. Die Stadt entwickelte einen fast sowjetischen Charakter. Die Legende besagt, dass besonders viele Deutsche in der Stadt blieben, weil sie das Geheimnis des Lebkuchenbackens besaßen.
Die Russen verliebten sich in den Liegnitzer Bomben. Um sicherzustellen, dass sie Zugang zu den verschiedenen Varianten und Farben hatten, erlaubten sie vielen Deutschen, in Liegnitz zu bleiben. Alles, was sie tun mussten, war zu wissen, wie man den Kuchen bäckt.
Seltsamerweise trafen die Lebkuchen den Geschmack der polnischen Einwanderer überhaupt nicht, und so gerieten sie in Liegnitz in Vergessenheit.
Der Kult der Liegnitzer Bomben setzte sich in Deutschland fort, wo sie noch immer als eine der köstlichsten Festtagsdelikatessen gelten. Das Zentrum seiner Herstellung ist zurzeit der deutsche Teil der geteilten Stadt Görlitz geworden.
In Niederschlesien haben die Liegnitzer Bomben dank des Deutschen Sozial- und Kulturvereins Liegnitz überlebt. Der langjährige, legendäre Vorsitzende des Vereins der deutschen Minderheit, Jürgen Gretschel, pflegte die Tradition, zu Hause die Liegnitzer Bomben zu backen. Diese Tradition wird von seinem Enkel Damian Stefaniak, einem Hotelier, weitergeführt. Das von ihm geführte Restaurant ist der einzige Ort in der Stadt, an dem man noch die Liegnitzer Bomben kaufen kann.
Wer also noch auf der Suche nach einem Geschenk für seine Liebsten ist, wird hier problemlos fündig.
Vergessen Sie nur nicht, am Weihnachtstisch eine Kerze für Rübezahl anzuzünden. Vielleicht bringt er ja wieder ein geniales kulinarisches Rezept unter das liebe Volk.