18.2.2021
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Dirndl anstatt Smartwatch

Schämen wir uns für unsere ethnische Identität?

Trachten sind nichts, worauf man in Oberschlesien stolz sein könnte. Wenn wir sie anziehen, fühlen wir uns wie Clowns. Trachten werden nicht mit einer wertvollen Vergangenheit assoziiert, sondern wecken eher Erinnerungen an das ungebildete Proletariat. Die Preußen haben den Autochthonen solche Assoziationen aufgezwungen und die Polen haben sie verewigt. Das heißt aber nicht, dass es falsch ist, die eigene ethnische Besonderheit in irgendeiner Form zu zeigen. Wir sollten stolz darauf sein, woher wir kommen und wer wir sind.

Mazelonki
Przykuta

Trachten sind nichts, worauf man in Oberschlesien stolz sein könnte. Wenn wir sie anziehen, fühlen wir uns wie Clowns. Trachten werden nicht mit einer wertvollen Vergangenheit assoziiert, sondern wecken eher Erinnerungen an das ungebildete Proletariat. Die Preußen haben den Autochthonen solche Assoziationen aufgezwungen und die Polen haben sie verewigt. Das heißt aber nicht, dass es falsch ist, die eigene ethnische Besonderheit in irgendeiner Form zu zeigen. Wir sollten stolz darauf sein, woher wir kommen und wer wir sind.

Eine Hochzeit in Zakopane in Südpolen. Braut, Bräutigam und eine Schar von Gästen in Trachten verlassen die Kirche. Sie sehen alle sehr farbenfroh aus. Der Kutscher sitzt in einem Serdak auf einer Bank in der Nähe und wartet auf die Jungvermählten. In der Taverne bedienen Kellnerinnen in Kierpce die Gäste. In der polnischen Region Podhale gehören Trachten zum Alltag und begleiten immer wichtige Familienfeiern.

Anders ist es in Oberschlesien, wo Trachten eigentlich nie zu sehen sind. Vor etwa zwei dutzend Jahren wurden sie noch von älteren Frauen in den Dörfern getragen. Heutzutage macht das schon keine mehr. Hochzeiten sehen so aus, wie wir sie aus amerikanischen Filmen kennen. Nichts erinnert an die ethnische Identität der Oberschlesier. Die Trachten werden höchstens von den Kindern bei Bühnenauftritten in der Schule getragen.

Wenn man an die oberschlesischen Trachten denkt, da merkt man, dass sich hier keine einheitlichen Muster entwickelt haben. Ganz anders als in Pless, Beuten oder Oppeln sah es in Teschen aus. Die Unterschiede in den oberschlesischen Trachten sind so gravierend, dass man fast denken könnte, dass es sich hier um ganz andere Kulturen handelt.

Überraschend kann die unterschiedliche Länge der Röcke der autochthonischen Frauen sein. In einigen Gegenden reichten sie bis zu den Knöcheln, während in anderen sie nur die Knie bedeckten. Auffallend sind die Unterschiede der Farbe der Männerhosen. In Ratibor sind sie zum Beispiel gelb, während sie in der Nähe von Pless schon marineblau waren.

Heute wird in Oberschlesien nur die moderne, allgemeine europäische Mode akzeptiert. Doch schon kleine Elemente der Trachten könnten auf unsere regionale Herkunft hinweisen und dabei eine interessante Ergänzung unseres Aussehens sein. Es wäre auch eine Chance, die Trachten wieder salonfähig zu machen. Diese Entwicklung zeichnet sich sogar schon ab.

Einige oberschlesische Modehersteller bieten inzwischen in ihren Kollektionen Sweatshirts oder Mützen an, die sich auf Volksmotive beziehen. Wer sich weniger traut, dem werden Accessoires wie Taschen oder Mäppchen angeboten. Dass Geschäfte mit schlesischen Souvenirs gut laufen, davon können wir uns beim Besuch eines Geschäftes der Familie Langer überzeugen, das im Dezember in Kattowitz-Nickischschacht eröffnet wurde. Wenn die Pandemie vorbei ist, werden wir unsere Familie und Freunde, die in verschiedenen Regionen Polens leben, wieder besuchen. Dann würde es sich lohnen, einmal nachzudenken: Wäre es vielleicht nicht doch origineller, ein hübsches Schmuckstück oder andere Kleinigkeiten oberschlesischer Tradition zu erwerben - oder gar jemandem ein Dirndl zum Geburtstag zu schenken - statt ideenlos einen Allerwelt-Geschenkartikel in den landauf landab üblichen Ladenketten zu kaufen.

Daria Socha

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Natalia Klimaschka