Die neueste Single der Band Oberschlesien mit dem Titel "Annaberg" ist eine Hommage an die Autochthonen, die sich im späten Frühjahr 1921 in einen Bruderkrieg verwickeln ließen, bei dem Tausende von jungen Menschen völlig unnötig starben. Es passierte, dass der Bruder auf den Bruder schoss. Ehemals herzliche Freunde ermordeten sich gegenseitig, nur weil sie an den Irrsinn glaubten, dass sie einer anderen Nation angehörten. Um beide Seiten des Konflikts trauerten oft dieselben Mütter.
Der Mai ist ein fröhlicher Monat. Alles blüht - und die Kirschbäume an den Hängen des Annabergs sind ein unbestrittenes schlesisches Symbol. Der Mai ist auch ein Monat der fröhlichen Feste - wir feiern den Muttertag, an dem wir unseren wunderbaren Müttern einen Liebesbeweis erbringen. Sie sind diejenigen, die uns lieben wie niemand sonst auf der Welt, und das Letzte, was sie wollen, ist ihr eigenes Kind zu verletzen.
Der Mai ist aber auch eine Gelegenheit, über den Jahrestag des Dritten Aufstandes nachzudenken. Das Lied "Annaberg" der Band "Oberschlesien" ist den Ereignissen von 1921 gewidmet und erzählt die Geschichte des Bruderkampfes der Autochthonen. Ergänzt durch ein Musikvideo versucht das Lied, den Heldenmythos der schlesischen Aufstände zu zerstreuen. Es ist ein Abbild der angespannten politischen Atmosphäre jener Zeit als Folge falscher Versprechungen eines besseren Lebens. Gleichzeitig zeigt es aber auch mit großer Intensität die Tragödien der damaligen Zeit.
Zu Beginn des Stücks erklingt die polnische Rota, die mit dem deutschen "Oberschlesienlied" vermischt ist. Gleichzeitig sehen wir das von Xawery Dunikowski entworfene Denkmal, das nach und nach von schlesischen Aufständischen und deutschen Selbstschutz-Freiwilligen betreten wird. Im weiteren Verlauf sehen wir Szenen vom Schlachtfeld und Nahaufnahmen des Amphitheaters. Es gibt auch eine geheimnisvolle Figur der Mutter, die in Trauerkleidung auf den Feldern rund um den St. Annaberg umherwandert. Ihre Verkleidung erinnert an die Statue der Heiligen Anna Selbdritt.
Die Band "Oberschlesien", die als schlesisches Rammstein bezeichnet wird, wurde 2008 auf Initiative von Marcel Różanka in Deutsch Piekar gegründet. Die Gruppe ist nicht nur für ihre bravourösen Coverversionen der Musik ihres deutschen Pendants bekannt, sondern vor allem dafür, dass sie Texte in schlesischer Sprache vorträgt.
Es besteht kein Zweifel daran, dass die Band Oberschlesien ihren ganz eigenen Stil und Ruf entwickelt hat. Das macht sie zu einem würdigen Kandidaten für den Titel des schlesischen Botschafters - sie hat den verzerrten Mythos des Aufstandes durch die Musik perfekt entschlüsselt.
Die letzten Teilnehmer an den Ereignissen im Mai 1921 sind wahrscheinlich schon vor mehreren Jahren gestorben. Wahrscheinlich wurden sie bis an ihr Lebensende von Albträumen über das damalige Drama heimgesucht. Sie haben sicher von den Schmerzensschreien ihrer verletzten Freunde und der Verzweiflung der Mütter geträumt, die ihre Kinder auf den oberschlesischen Feldern verloren haben.
An die Tragödie von damals erinnern heute wohl nur noch die Kirschbäume mit ihren roten Früchten, die seit der Zeit Friedrichs des Großen an den Hängen des St. Annabergs wachsen. Sie wurden von Generationen von Einheimischen gegessen, die sich nie hätten vorstellen können, dass sie in Polen und Deutsche aufgeteilt werden könnten.