12.4.2022
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Ukrainer bei Eichendorff

Die Deutschen erinnern sich gut an das Drama der Vertreibung

Bilder aus der Ukraine wecken starke Assoziationen zu den Ereignissen in Schlesien im Jahr 1945. Die russische Armee mordete, plünderte und brannte Häuser nieder. Es gibt noch viele Menschen, die sich an diese Ereignisse erinnern. Ihre Kinder sind mit Fotos und Filmen über diese Ereignisse gut vertraut. Aus diesem Grund sind die Schlesier mit den Flüchtlingen aus der Ukraine solidarisch. Einige von ihnen haben im Eichendorff-Zentrum in Lubowitz Unterschlupf gefunden.

Oberschlesischen Kultur- und Begegnungszentrums Joseph von Eichendorff
Fot. Natalia Klimaschka

Der Direktor des Oberschlesischen Kultur- und Begegnungszentrums Joseph von Eichendorff in Lubowitz, Paul Ryborz, lud bereits in den ersten Tagen des russischen Einmarsches in der Ukraine Flüchtlinge aus der Ukraine zu sich ein. Die meisten von ihnen kamen von der Grenze aus mit öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln nach Lubowitz. Bereits in den ersten Märztagen kamen die ersten Überlebenden hier an. Es handelt sich hauptsächlich um Kinder mit ihren Müttern. Insgesamt gibt es mehrere Dutzend. 

Bisher war das Joseph-von-Eichendorff-Kultur- und Begegnungszentrum Oberschlesien in Lubowitz mit kulturellen Veranstaltungen verbunden. Es wurde gewöhnlich von Busladungen deutscher Touristen besucht, die das Geburtshaus des Nationalbarden Joseph von Eichendorff mit eigenen Augen sehen wollten. In Deutschland gilt er bis heute als einer der größten Dichter aller Zeiten. 

Joseph von Eichendorffs Werk ist geprägt von der Sehnsucht nach seiner verlorenen Heimat. Deshalb gilt der in Lubowitz geborene Dichter seit langem als Barde der Exilanten. In dieser Tradition steht auch die spontane Bereitschaft des Direktors des Zentrums, Paul Ryborz, Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen. 

Viele von ihnen werden von traumatischen Erinnerungen geplagt. Eine Frau floh allein aus brennenden Häusern, weil sie glaubte, ihre Kinder seien unter den Bomben der russischen Invasoren umgekommen. Sie befand sich in einem dramatischen Geisteszustand. Nach ein paar Tagen stellte sich heraus, dass ihre Kinder am Leben waren und sich bei Freunden versteckt hielten, welche sie dann an die polnische Grenze führten. Der Präsident des TSKN in der Woiwodschaft Schlesien, Martin Lippa, holte sie mit dem Auto ab. 

Die ständige Anwesenheit einer so großen Zahl von Menschen ist natürlich eine große Belastung für das Kulturzentrum in Lubowitz. Der Verbrauch von Wasser, Strom und Gas ist hier um mehr als 650 % gestiegen. Diese Kosten werden zum Teil durch einen staatlichen Zuschuss und zum Teil durch das Zentrum selbst sowie durch Spenden polnischer und deutscher Spender gedeckt. 

Auch die deutschen Heimatvertriebenen leisten hier große Hilfe. Einer ihrer Schöpfer ist Dr. Jens Baumann, der Vertriebenenbeauftragte des Landes Sachsen. Er transportiert die Geschenke persönlich von der Westgrenze nach Lubowitz.  

Mit seinem ersten Transport brachte er Pakete im Wert von 3.000 Euro hierher, die vom Freistaat Sachsen finanziert wurden. Der zweite Transport enthielt Pakete im Wert von 1.200 Euro, die ausschließlich mit Mitteln von Privatpersonen gekauft wurden. 

Auch die Einwohner der Gemeinde Rudnik helfen mit. Als soziale Maßnahme organisierten sie eine Wäscherei für die Flüchtlinge. Auch die Gemeinde Rudnik beteiligt sich an der Hilfe für die Flüchtlinge. Sie half bei der Organisation der Integration ukrainischer Kinder in der Schule in Gregorsdorf, wo sie bereits den Unterricht besuchen. Mit Hilfe der Stadtverwaltung werden für sie kreative Workshops organisiert. Die Gemeinde plant auch, zu Weihnachten einen Priester herbeizuholen, um eine orthodoxe Messe für die Flüchtlinge zu feiern. 

In ihrer Freizeit helfen die ukrainischen Gäste gerne Paul Ryborz bei der Reinigung des Geländes, auf dem sich das Zentrum und das Eichendorff-Palais befinden. Sie tun dies mit großem Enthusiasmus - als wüssten sie, dass Eichendorff einen Großteil seiner Dichtung der Sehnsucht nach der verlorenen, geliebten Heimat gewidmet hat. 

Viele der Flüchtlinge werden langsam unabhängig und finden erfolgreich eine Arbeit für sich selbst. Einige von ihnen wurden von Eko-Okna eingestellt und sehen sich nach einem eigenen Auto um, um zu ihren neuen Arbeitsplätzen zu gelangen. Wahrscheinlich werden einige von ihnen bald auch eine eigene Unterkunft finden. Bis es soweit ist, werden sie jedoch als Gäste bei Eichendorff bleiben.

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Natalia Klimaschka